Massive Arbeitsbelastung bremst Digitalisierung in den Kanzleien aus
DATEV Digitalisierungsindex gibt etwas nach, gleichzeitig wächst das Interesse an digitalen Prozessen
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DATEV Digitalisierungsindex gibt etwas nach, gleichzeitig wächst das Interesse an digitalen Prozessen
Nürnberg, 09. Juli 2021: Die Digitalisierung in den Steuerberatungskanzleien hat seit vergangenem Herbst etwas an Schwung verloren. Der DATEV-Digitalisierungsindex gab im Vergleich zur Erhebung vom September 2020 leicht von 112,1 auf 108,4 Punkte (-3,7) nach. Grund dafür ist vor allem die enorm gestiegene Belastung der Kanzleien in der Corona-Pandemie, die die Arbeitskapazität bindet. Dennoch bleibt der Index auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Krise: Im März 2019 hatte er noch bei 101,1 Punkten gelegen, anschließend folgte ein regelrechter Digitalisierungssprung. (Mehr zur Methodik siehe unten)
„Der aktuelle leichte Abschwung war erwartbar“, sagt Dr. Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender der DATEV eG. „Die Zahl der befragten Steuerberaterinnen und Steuerberater, die eine zusätzliche Arbeitsbelastung aufgrund der Corona-Pandemie haben, ist noch einmal deutlich gestiegen. Deswegen müssen bei vielen die Digitalisierungsbemühungen etwas zurückstehen.“ Waren es im September 27 Prozent, die Mehrarbeit verzeichneten, sind es nun 43 Prozent. Als Ursache werden vor allem die Soforthilfen und das Überbrückungsgeld, aber auch die verschiedenen Corona-Förderungen genannt. Die Steuerberaterinnen und Steuerberater haben hier in der Pandemie eine sehr wichtige Rolle – besonders für den Mittelstand.
Die zusätzliche Belastung bremst vor allem die Digitalisierungsbestrebungen kleiner bis mittlerer Kanzleien, die mit ihren Ressourcen besonders haushalten müssen. Dazu passt, dass von ihnen weniger als im Herbst angaben, neue erfolgreiche digitale Dienstleistungen umgesetzt zu haben: Bei kleinen Kanzleien mit bis zu vier Mitarbeitenden sank der Anteil um zwei Punkte auf 40 Prozent, bei mittelgroßen Kanzleien mit fünf bis 13 Mitarbeitenden sogar um sieben Punkte auf 43 Prozent. Bei großen Kanzleien ab 14 Mitarbeitenden stieg der Anteil dagegen um sechs Punkte auf 56 Prozent.
Ein ähnlicher Trend ist beim Gesamtwert des Digitalisierungsindex‘ zu sehen: Während unter kleineren Steuerberatungskanzleien ein größerer Rückgang zu verzeichnen ist (-5,6), zeigt sich dies bei mittleren Kanzleien in geringerem Umfang (-2,5). Große Kanzleien können dagegen einen leichten Zuwachs bei ihren Bemühungen rund um die Digitalisierung von Prozessen verzeichnen (+1,4).
Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen: Mehrheitlich berichten sowohl kleine als auch große Kanzleien, die Corona-Krise habe dazu geführt, dass Mandantinnen und Mandanten der Digitalisierung gegenüber nun aufgeschlossener sind. 64 Prozent stimmen dieser Aussage voll oder eher zu, im September waren es erst 55 Prozent. Außerdem sagt mehr als die Hälfte (53 Prozent), dass die Krise bei ihnen einen positiven Schub hin zu mehr Digitalisierung ausgelöst hat (September: 43 Prozent). Für weitere 21 Prozent trifft das teilweise zu.
Grundsätzlich sehen 57 Prozent der Kanzleien die Digitalisierung inzwischen ausschließlich als Chance, ein Anstieg um fünf Prozentpunkte. Eine starke Mehrheit (71 Prozent) will organisatorische Änderungen in Zukunft beibehalten. Dabei ist ihnen klar, dass sich die Aufgaben der Mitarbeitenden deutlich verändern werden: Im Schnitt vier von fünf stimmen dieser Aussage zu, wobei es in großen Kanzleien mit 94 Prozent deutlich mehr sind als bei kleinen mit 68 Prozent. Fast ebenso viele sagen jeweils, dass sich die Aufgaben bereits verändert haben (in großen Kanzleien 90, in kleinen 60 Prozent).
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass auch die Mitarbeitenden selbst die Initiative ergreifen: Besonders in großen Kanzleien treten viele aktiv mit Vorschlägen an Vorgesetzte heran, um die Digitalisierung in der Kanzlei voranzutreiben (59 Prozent der Befragten stimmen hier voll oder eher zu). Auch hier dürften die oft guten Erfahrungen mit mobilem Arbeiten während der Corona-Pandemie eine Rolle spielen. Die Zahl der Kanzleien, die mobil auf ihre Daten und/oder Software zugreifen können, ist seit September jedenfalls weiter gestiegen – von durchschnittlich 79 auf 82 Prozent.
Der DATEV-Digitalisierungsindex besteht aus fünf Teilindizes. Im ersten Teilindex geht es um eine Selbsteinschätzung der Steuerberater in Bezug auf das Vorhandensein einer Digitalisierungsstrategie sowie deren Umsetzungsbestrebungen in der eigenen Kanzlei, also die „digitale Affinität“. Im Gegensatz dazu stellen die vier anderen Teilindizes den ganz konkreten und aktuellen Digitalisierungsstand in vier maßgeblichen Bereichen dar: im Belegeingang, in den Prozessen, im Kanzleimanagement und in der Verbreitung digital unterstützter Dienstleistungen. Die Teilindizes fließen jeweils zu einem Fünftel in den Gesamtindex ein.
Das Ergebnis rangiert in einem Wertebereich zwischen 0-200, wobei der Wert 0 für keinen wahrnehmbaren Digitalisierungsgrad steht. Je höher der Wert, desto weiter fortgeschritten ist die Digitalisierung. Der Wert von 200 bedeutet eine nach heutigem Technologiestand maximale Digitalisierung der relevanten Prozesskreisläufe.
Die Erhebung wurde mittels eines Online-Fragebogens sowie telefonischer Befragungen zwischen dem 15. und dem 28. März 2021 durchgeführt. Es wurden 10.000 Steuerberaterinnen und Steuerberater – sowohl von DATEV- als auch von Nicht-DATEV-Kanzleien – eingeladen, wobei auf eine repräsentative Verteilung nach Region und Kanzleigröße (nach Anzahl der Beschäftigten) geachtet wurde. Teilgenommen haben insgesamt 522 Berufsträger.
Sarah Benecke
Telefon 0911 319-51225
sarah.benecke@datev.de
twitter @DATEV_Sprecher
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