DATEV-Jahrespressekonferenz 2021
Dr. Robert Mayr, Vorsitzender des Vorstands, DATEV eG
Rede anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2021
Nürnberg, 9. Juli 2021
(es gilt das gesprochene Wort)
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Rede anlässlich der DATEV-Jahrespressekonferenz 2021
Nürnberg, 9. Juli 2021
(es gilt das gesprochene Wort)
Herzlich Willkommen zu unserer DATEV Jahrespressekonferenz 2021. Auch dieses Jahr treffen wir uns leider wieder nur virtuell, getreu dem Motto: „Gesundheit und Sicherheit gehen vor“. Doch wir haben in der Pandemie auch erlebt, wie stark die Digitalisierung in dieser Ausnahmesituation vorangekommen ist. Sie kennen mich aus der Vergangenheit als begeisterten Verfechter und Mahner in Sachen digitale Transformation. Die vergangenen Monate haben mich in dieser Haltung mehr als bestätigt. Dabei stütze ich mich auch auf unsere ganz eigenen Erfahrungen bei DATEV: Wir haben in der Pandemie erlebt, dass unsere Transformation funktioniert. Dank unseres Ansatzes, die Arbeit konsequent an den Bedürfnissen der Wertschöpfung auszurichten, konnten wir schnell und flexibel auf die neue Situation reagieren und unseren Mitgliedern wie auch der mittelständischen Wirtschaft in der Krise eine große Hilfe sein.
2020 war definitiv ein sehr herausforderndes Jahr: Praktisch alle Unternehmen waren in der ein oder anderen Form von Corona betroffen, haben mit Kontaktbeschränkungen, Betriebsschließungen, Lieferproblemen und ähnlichen Herausforderungen zu tun gehabt. Das hat natürlich auch unsere Mitglieder und uns selbst getroffen, gleichzeitig waren wir – der Berufsstand und seine Genossenschaft – auch besonders gefragt als Partner der mittelständischen Wirtschaft.
Um frühzeitig ein Gespür für die Entwicklungen zu erhalten, haben wir unsere Mitglieder seit Beginn des ersten Lockdowns regelmäßig zur wirtschaftlichen Situation bei ihnen und ihren Kunden befragt. Ich habe Ihnen die Ergebnisse der aktuellen, inzwischen 10. Befragungswelle mitgebracht. Gleich vorab: Bei den mittelständischen Unternehmen verzeichnen wir aktuell eine sich verbessernde Entwicklung. Nachdem mit dem erneuten Lockdown im Winter zunächst die Insolvenzgefahr wieder sprunghaft angestiegen war, hat sich die Lage nun, mit den aktuellen Lockerungen der Corona-Maßnahmen, wieder deutlich entspannt – sowohl mit wie ohne staatliche Hilfen. Gegenüber der vorherigen Befragungswelle im März haben sich die Anteile an insolvenzgefährdeten Unternehmen jeweils halbiert. Auch die befürchtete Insolvenzwelle ist bislang nicht zu erkennen: Seit dem Ende der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht hat es gerade mal bei zwei Prozent der Kanzleien Insolvenzanträge unter ihren Kunden gegeben und hier jeweils auch nur für vereinzelte Unternehmen. Das sind zwar in Summe noch immer unerfreuliche Ergebnisse, aber der Trend ist deutlich positiv. Und wir hoffen natürlich, dass er hält.
Auch bei den Kanzleien stimmt mich die aktuelle Entwicklung hoffnungsvoll. Um die 90 Prozent haben über den gesamten Pandemieverlauf hinweg keine oder nur geringe Auswirkungen auf ihre grundsätzliche Leistungsfähigkeit verspürt. Schwieriger war für viele die Aufrechterhaltung der Qualität ihrer Leistungserbringung: Die Kanzleien waren mit dem ersten Lockdown aus dem Stand gefordert, neue Prozesse zu etablieren, die mobile Arbeitsfähigkeit sicherzustellen etc. Ein guter Indikator: Allein wir haben phasenweise pro Woche über 10.000 mobile Arbeitsplätze bei unseren Kunden eingerichtet. Mit dem Konjunkturpaket II und den nachfolgenden Maßnahmen ist die Arbeitsbelastung in den Kanzleien jedoch erheblich angestiegen. Die vielen gesetzlichen Änderungen und der damit verbundene große Informationsbedarf haben es den Kanzleien erschwert, ihren Qualitätsstandard zu halten. Mit dem Abflauen der Pandemie hat sich die Lage in den Kanzleien seit März wieder spürbar entspannt. Und ich bin überzeugt davon: Der steuerberatende Berufsstand wird gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Der vielfach diskutierte Digitalisierungsschub durch Corona in Deutschland zeigt sich auch (zu Teilen) im steuerberatenden Berufsstand.
Hierzu möchte ich auf unseren Digitalisierungsindex für Steuerberater eingehen, den Sie aus den vergangenen Jahren schon kennen. Wir erfassen damit die Selbsteinschätzung von Kanzleien zum Grad ihrer Digitalisierung in verschiedenen Prozesskreisen. Wie Sie sehen können, der Anstieg zwischen März 2019 und September 2020 ist ein regelrechter Digitalisierungssprung mit einem Plus von elf Prozentpunkten. Nun ist der Wert im März 2021 wieder um 3,7 Punkte gesunken. Das ist allerdings auch nicht ganz unerwartet, da die Arbeitsbelastung in den Kanzleien enorm war und auch noch ist, zum Beispiel durch das Kurzarbeitergeld, die Sofort- und Überbrückungshilfen sowie insgesamt die Zeitaufwände für die verschiedenen Corona-Förderungen. Wurden diese Aspekte im September noch von 27 Prozent als negative Veränderungen in der Pandemie angegeben, so ist der Anteil nun auf 43 Prozent angestiegen. Darunter „leiden“ vor allem kleine Kanzleien, die mit ihren knappen Ressourcen besonders haushalten müssen. Und im Zweifelsfall werden die knappen Ressourcen genutzt, um die von der Corona-Krise getroffenen Mandanten zu beraten. Das ist in der momentanen Situation auch gut so.
Doch es gibt auch positive Botschaften:
Was ich aus solchen Zahlen herauslese: Klar, in der Pandemie äußerte sich der vordergründige Digitalisierungsschub vor allem in der massenhaften Verbreitung von Online-Konferenzen. Aber es hat sich deutlich mehr getan. Es ging auch um die Veränderung des digitalen Mindsets und um Akzeptanz und Offenheit im Umgang mit Tools und Prozessen der digitalen Kollaboration. Hier haben wir als Wirtschaft und Gesellschaft echt was gelernt.
Damit daraus eine nachhaltige Entwicklung wird, brauchen wir begleitend eine vorausschauende Digitalisierungspolitik, die koordiniert vorgeht. Nicht nur auf Ebene der Kommunen, Länder oder des Bundes, auch auf EU-Ebene. Schauen Sie sich beispielsweise die Digitalisierungsprobleme im Bildungsbereich an, unsere mangelhafte digitale Infrastruktur oder die Hürden bei der digitalen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bürgern bzw. Wirtschaft. Politik und Verwaltung sind ganz offen gesagt noch immer zu sehr in einem „Preußischen Verwaltungssystem“ verhaftet. Für dieses hat man uns in der ganzen Welt über fast zwei Jahrhunderte hinweg bewundert! Es war ein System, das in einer analogen Welt die richtigen Antworten bot, um Prozesse fehlerfrei und effizient abzubilden. Ein wesentliches Merkmal ist dabei, dass jeder Prozess möglichst kleinteilig in Teilschritte mit Kontrollfunktion unterteilt wird. Das ist echte Ingenieurskunst aus der Frühphase der Industrialisierung. Aber leider passt dieses System nicht mehr zur schnelllebigen, vernetzten, digitalen Welt von heute. Denken Sie an die analogen, langsamen Prozesse bei der Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern.
Es gibt Ansätze, dieses System digital neu zu fassen. Dazu gehört beispielsweise das Gesetz zum Unternehmensbasisdatenregister. Das Gesetz ist zusammen mit dem Registermodernisierungsgesetz der erste notwendige Schritt zur Modernisierung der Registerlandschaft in Deutschland. Das Zielbild ist grundsätzlich begrüßenswert, weil es den digitalen Geist von „once only“ in sich trägt: Daten müssen nur einmal in einem Register eingeben werden und stehen dann der Verwaltung an allen relevanten Stellen zur Verfügung. Die Umsetzung wird noch Jahre dauern, aber dass wir uns auf den Weg machen, ist gut und wichtig. Nur springt der Gesetzgeber hier viel zu kurz. Er beschränkt den Nutzen der neuen Vorgaben vorerst nur auf Verwender innerhalb der Verwaltung. Damit verpassen wir eine riesige Chance! Es wäre viel wertvoller, wenn auch die Privatwirtschaft diese hoheitlichen Unternehmensidentitäten in ihren digitalen Prozessen nutzen könnte. Das wäre in meinen Augen genau der Weg, um unser Verwaltungssystem aus dem 19. ins 21. Jahrhundert zu bringen: Wenn wir schon neue digitale Strukturen schaffen, dann sollten wir dabei unbedingt mitdenken, wie die Datenströme Mehrwert für alle generieren. Alles andere ist ein Datengrab mit sehr begrenztem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Dennoch sind solche Vorhaben ein positives Zeichen, dass das Digitale in der Politik mehr und mehr ankommt. Das macht Mut für die Zukunft. Genauso wie das derzeitige Abflauen der dritten Welle und die zunehmende Verfügbarkeit von Impfstoffen. Auch bei uns in der DATEV haben wir in den vergangenen Wochen allen Mitarbeitenden, die Impfinteresse hatten und noch nicht auf anderem Weg versorgt waren, ein Angebot machen können. Das ist gut, denn damit ist ein wichtiger Schritt zurück zu einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen neuen Normalität getan. Führende Wirtschaftsforscher* zeigen sich optimistisch, dass wir voraussichtlich Anfang 2022 wieder das wirtschaftliche Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreichen werden – sofern uns mit der Delta-Variante nicht eine vierte Welle ins Haus steht. Diese positive Stimmung zeigt auch erste Früchte auf dem Arbeitsmarkt, wie die Bundesagentur für Arbeit seit Mai verkündet – und gerade erst wieder für Juni bestätigt hat.
Dies alles sind gute Gründe, mit verhaltenem Optimismus in die nähere Zukunft zu blicken. Doch mein Optimismus beruht nicht nur auf solchen externen Faktoren. Die DATEV hat in der Pandemie Stärke und Leistungsfähigkeit gezeigt und konnte so dem Berufsstand und der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland eine echte Hilfe sein.
Diese Stärke drückt sich nicht zuletzt in unserem nachhaltigen Wachstum aus. Trotz aller Herausforderungen haben wir im Pandemiejahr 2020 unseren Umsatz um 5,1 Prozent auf 1,156 Milliarden Euro gesteigert. Das ist in dieser Ausnahmesituation großartig und dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz sowie unseren Kunden und Mitgliedern für ihr Vertrauen. Der Blick nach vorne zeigt, dass wir auch für 2021 gut vorbereitet sind.
Ich möchte jedoch betonen: Dieses ökonomisch nachhaltige Wachstum ist nicht die einzige Dimension der Nachhaltigkeit, die uns antreibt: Wir haben auch in Sachen Ökologie und soziale Nachhaltigkeit wichtige Weichen gestellt und Fortschritte gemacht. So bin ich zum Beispiel sehr stolz auf unseren Beschluss, dass wir bis 2030 klimaneutral sein wollen. Damit haben wir unserem Engagement für Umwelt- und Klimaschutz ein wichtiges und sehr konkretes Ziel gesetzt. Sowohl auf die Zahlen wie auf unser Ziel der Klimaneutralität wird Diana Windmeißer gleich ausführlicher eingehen.
Die Pandemie hat das Leben aller Menschen stark verändert. Bei allem Veränderungsdruck, der auf den Einzelnen bis heute wirkt, war es uns als Arbeitgeber wichtig, verlässlich zu sein. Und nicht nur das – wir haben seit Beginn der Pandemie auch 801 Mitarbeitende** neu eingestellt. Darunter sind auch 74 Auszubildende und Dual Studierende, die im vergangenen Herbst bei uns begonnen haben. Vor allem bei dieser Gruppe, für die DATEV nicht nur ein neuer Arbeitgeber, sondern der Start in einen neuen Lebensabschnitt ist, war der Einstieg unter Corona-Bedingungen besonders herausfordernd. Es ist ein großes Verdienst der ausbildenden Kolleginnen und Kollegen, dass sie hier einen guten Weg gefunden haben.
Als verantwortungsvoller Arbeitgeber haben wir uns auch darum gekümmert, für die Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig ins Büro kommen müssen, das bestmögliche Testkonzept zum Einsatz zu bringen. Dafür haben wir einen eigenen Laborcontainer angeschafft, in dem wir Gurgelproben auswerten können. Das pfiffige Verfahren, das von einem Unternehmer aus der Metropolregion entwickelt wurde, ist hervorragend geeignet, um mithilfe von Test-Pools schnell sehr viele Proben auszuwerten. Erst wenn ein Pool positiv getestet wird, werden die Einzelproben analysiert. Das Verfahren funktioniert hervorragend. Und die Kapazitäten des Labors sind so groß, dass wir Unternehmen sowie Schulen und Kindergärten der Region gerne das Angebot gemacht haben, unsere Laborinfrastruktur mit zu nutzen. Mittlerweile sind 25 Einrichtungen dabei und mit weiteren Interessenten sind wir in Gesprächen.
Ich habe es eben schon angesprochen: Wir sind bis heute weitgehend im Mobil-Modus. Konkret heißt das: Knapp 90 Prozent der Belegschaft arbeiten nicht im Büro. Unsere Erfahrungen sind sehr positiv – allerdings haben wir gleichzeitig festgestellt, dass unsere bisherigen betrieblichen Regelungen dafür nicht ganz perfekt eingerichtet sind. In der Vergangenheit war Mobil-Arbeit die Ausnahme, Anwesenheit die Regel. Wir haben im vergangenen Jahr zwei Mal unsere Mitarbeitenden befragt, wie sie mit der Situation zurechtkommen und welchen Arbeitsmodus sie sich für die Zukunft wünschen. Das eindrückliche Ergebnis: Über drei Viertel wünschen sich, häufig oder sehr häufig nicht im Büro zu arbeiten. Deswegen haben wir gemeinsam mit dem Betriebsrat vor gerade mal zwei Wochen eine neue Gesamtbetriebsvereinbarung verabschiedet, in der wir das Thema „mobiles Arbeiten“ neu geregelt haben. Dabei ist der Grundgedanke: Die Teams gestalten ihren Arbeitsmodus selbst. Wir haben nur eine Leitplanke gesetzt: Wir wollen eine lebendige Betriebsgemeinschaft und funktionsfähige soziale Strukturen beibehalten. Ich bin überzeugt, dass die Teams selbst am besten wissen, welche gemeinsamen Bürozeiten für beispielsweise kreative Prozesse und sozialen Austausch sinnvoll und notwendig sind.
Lassen Sie mich nun auf das Thema Leistungsfähigkeit in der Pandemie zu sprechen kommen. Lockdown, Hygieneregeln, Homeoffice-Gebot – die Herausforderungen für die Arbeitswelt waren extrem. Auch die vielen gesetzlichen Änderungen im Zuge der Corona-Unterstützungsmaßnahmen durch die Politik haben praktisch alle Betriebe intensiv beschäftigt. Phasenweise wurden Gesetze erst wenige Stunden vor ihrem Inkrafttreten final verabschiedet. Der steuerberatende Berufsstand wie auch die gesamte mittelständische Wirtschaft haben hier Partner wie uns gebraucht, um sich in dieser Flut an Regularien zu orientieren und verlässliche, rechtssichere Lösungen für die betriebswirtschaftlichen Abläufe verfügbar zu haben – ich erinnere nur an die Mehrwertsteuersenkung vor einem Jahr. Ich möchte den gewaltigen Informationsbedarf der Wirtschaft illustrieren: Unsere Info-Dokumente mit ständig aktualisierten Corona-relevanten Inhalten wurden zwischen Juni 2020 und Mai 2021 insgesamt fast 1,9 Millionen Mal aufgerufen. Wenn wir uns die vier relevanten Dokumente zur Mehrwertsteuersenkung herausgreifen, dann wurden diese allein im Juli und August letzten Jahres über 500.000 Mal abgerufen, bis heute über 800.000 Mal. Die Informationen zu den Corona-Wirtschaftshilfen wurden in den vergangenen zwölf Monaten rund 560.000 Mal eingesehen. Diese Beispiele veranschaulichen, was die Wirtschaft in diesem Zeitraum gebraucht hat: verlässliche Informationen und gesetzeskonforme Lösungen, die rechtzeitig verfügbar sind.
Deswegen haben wir nicht nur Informationen aufbereitet. 2020 haben wir über 280 gesetzlich veranlasste Änderungen in DATEV-Programmen vorgenommen. Nur um einmal eine Vergleichsgröße zu nennen: Das waren mehr als doppelt so viele gesetzliche Änderungen wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Peak war natürlich in den Sommermonaten Juni und Juli 2020. Und selbst der Jahreswechsel, der schon immer besonders viele gesetzliche Änderungen mit sich bringt, war dank der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung 2020/21 nochmal besonders herausfordernd. Diese Flut an Releases wegen gesetzlicher Veränderungen war weder absehbar noch planbar. Vieles kam sehr kurzfristig und zusätzlich zu dem, was wir eigentlich geplant hatten. Es ist daher umso beeindruckender und ein tolles Zeichen dafür, dass wir mit unserer Transformation den richtigen Pfad eingeschlagen haben. So können wir flexibel, schnell und leistungsfähig auf Veränderungen reagieren, teilweise quasi zeitgleich zu den Entscheidungen der Politik. Unseren Mitgliedern und der mittelständischen Wirtschaft haben wir damit das notwendige Handwerkszeug gegeben, um in dieser Ausnahmesituation rechtssicher und – zum Glück für sehr viele Betriebe – erfolgreich zu navigieren. Natürlich bin ich darauf mehr als stolz.
Die Geschichte unserer Leistungsfähigkeit, die dank unserer Transformation auch mit den Herausforderungen der Pandemie nicht gelitten hat, ist damit aber erst zur Hälfte erzählt. Dazu gehört nämlich auch, dass wir neben den geschilderten Sonderaufgaben auch unser normales, geplantes Geschäft weiter vorangetrieben und über 200 funktionale Updates und Erweiterungen in unseren Produkten realisiert haben.
Ein Highlight ist hierbei unser Automatisierungsservice Rechnungen, der seit April verfügbar ist. Damit haben wir das Tor zu einer Zukunft aufgestoßen, in der Künstliche Intelligenz Teile der Buchführung automatisiert. In der DATEV-Cloud werden dazu aus den in Unternehmen online hochgeladenen Belegen und dem Wissen aus früheren Vorgängen Buchungsvorschläge erstellt. Gibt es neben den sicheren Vorschlägen auch noch Belege, die nachzubearbeiten oder zu kontrollieren sind, werden die Anwender über einfache Symbole in Kanzlei-Rechnungswesen intuitiv zu den relevanten Buchungsfeldern geführt. Aus den Bestätigungen und Korrekturen lernt die KI kontinuierlich weiter und erhöht die Qualität der Buchungsvorschläge. Die zur Erfassung und Überwachung der Finanzbuchführung erforderlichen Tätigkeiten lassen sich so zunächst im Bereich der Ein- und Ausgangsrechnungen nachhaltig optimieren. Dieser positive Effekt wird gleichzeitig noch durch die digitale Verarbeitung von Massendaten, wie zum Beispiel bei Nutzung der Paypal-Schnittstelle oder der für dieses Jahr noch geplanten Amazon-Schnittstelle, verstärkt. Das hat auch zur Folge, dass die Informationen in der Buchführung zunehmend aktueller bzw. schneller verfügbar sind, beispielsweise in Form von Auswertungen. Hier pilotieren wir aktuell ein Tool, das Kanzleien und Mandanten einen tagaktuellen Überblick rund um das Thema Liquidität auf Basis der Daten aus Kanzlei-Rechnungswesen und der Bankkontoumsätze bietet. Ich denke, spätestens seit der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig die kontinuierliche Überwachung der Liquidität ist.
Und nicht nur das. Wir konnten auch in der Pandemie unsere strategischen Projekte weiter vorantreiben – trotz aller Herausforderungen und Mehrbelastungen. Dazu gehört insbesondere die Weiterentwicklung unseres Lösungsportfolios, um uns, unsere Mitglieder, Partner und deren Kunden auf die Herausforderungen der Zukunft besser vorzubereiten. Es geht dabei um zwei wesentliche Entwicklungsstränge:
Erstens: Die DATEV Cloud Welt. Die Digitalisierung und das Zusammenwirken in digitalen Ökosystemen verändern die Tätigkeit der steuerlich Beratenden und mittelständischen Unternehmen. Wir möchten mit unseren Lösungen künftig noch effizienter Prozesse und besser die Entwicklung und Umsetzung von neuen Geschäftsmodellen unterstützen. Das geht nur sinnvoll, wenn wir perspektivisch auch unsere noch bestehenden On-Premises-Lösungen in die DATEV-Cloud-Welt überführen und so noch besser ineinandergreifende Prozesse mit umfangreichen Kollaborationsszenarien und zunehmender Automatisierung verbinden. Bei dieser Umstellung orientieren wir uns an den aktuellen und künftigen Bedürfnissen unserer Kunden, was zu einer neuen Anwendungslandschaft führen wird. Damit bauen wir die Möglichkeiten für verteiltes Arbeiten, Interaktion in digitalen Ökosystemen und Kollaboration aus.
Damit sind wir auch schon beim zweiten Entwicklungsstrang: Dem Ausbau unseres DATEV-Ökosystems. Bereits in der Vergangenheit habe ich immer wieder auf die Entwicklung unseres DATEV-Marktplatzes hingewiesen. Darüber haben wir mittlerweile knapp 250 Partnerlösungen an unsere Software angebunden, nicht zuletzt weil wir damit schnell und effizient auch Kundenbedarfe erfüllen können, die nicht unbedingt in unseren Kernfeldern liegen. In unserem bisherigen digitalen Ökosystem ging es zunächst um Effizienz in der Leistungserbringung und Kostenreduktion. Was jetzt ansteht, ist die nächste Evolutionsstufe: Ein Ökosystem funktioniert auf Dauer nur, wenn alle Beteiligten in diesem Ökosystem einen Vorteil haben – auch die Mitglieder, Partner und mittelständischen Unternehmen. Der genossenschaftliche Gedanke des Miteinanders spielt dabei eine große Rolle, weil wir auf Augenhöhe miteinander sprechen. Ich verweise hier auf Partner wie Elo, Personio und Circula, mit denen wir seit vergangenem Jahr an genau solchen integrierten Prozessen arbeiten mit dem Ziel, dass auf dieser Basis neue digitale Geschäftsmodelle entstehen.
Dank der beschriebenen Entwicklungen blicke ich sehr positiv in die nähere und fernere Zukunft. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Weichen gestellt haben und die ersten Schritte unserer eigenen Transformation sehr erfolgreich gegangen sind. Wir haben nicht nur wirtschaftlich eine sehr solide Basis, sondern sind auch als Organisation zukunftsfähig aufgestellt. Bevor ich Diana Windmeißer das Wort übergebe, möchte ich noch ein letztes Thema ansprechen, zu dem wir bereits zum Monatswechsel informiert haben. Unser langjähriger und verdienter Vorstandskollege und stellvertretender Vorstandsvorsitzender Eckhard Schwarzer ist Ende Juni wie geplant in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei ihm für sein großes Engagement bedanken. Seine Nachfolge sowohl als CMO und stellvertretender Vorstandsvorsitzender hat Prof. Dr. Peter Krug angetreten, der zuvor als CTO agiert hat. Die CTO-Rolle hat nun Prof. Dr. Christian Bär übernommen, der schon lange im Unternehmen ist und sowohl die Kundenperspektive als auch die Softwareentwicklung kennt. Die Kollegen werden im Nachgang gerne Ihre Fragen beantworten.
Ich übergebe nun an Diana Windmeißer, die Ihnen zu unserer wirtschaftlichen Lage und Entwicklungen in Sachen Nachhaltigkeit berichten wird, und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
*z.B. Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, oder Gabriel Felbermayr vom Institut für Weltwirtschaft.
**Alle Einstellungen von Stammmitarbeitenden und Auszubildenden im Zeitraum 1.3.2020 bis 30.6.2021.
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