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Im Fokus
Der Veränderungsdruck aus Politik und Gesellschaft auf die mittelständische Wirtschaft hält an: Die Dekarbonisierung folgt einem Zeitplan aus Brüssel, die Digitalisierung ist alternativlos, der Fachkräftemangel beginnt sich durch das allmähliche Ausscheiden der Alterskohorte der Baby-Boomer bereits massiv bemerkbar zu machen. Hinzu treten die wirtschaftlichen Folgen politischer Krisen, des Krieges in der Ukraine und einer wachsenden Rivalität mit China. All dies hat Auswirkungen auf den Energiepreis, auf Absatzmärkte, Lieferketten, Zinsniveau und Finanzierung. Niemand kann die wirtschaftlichen Folgen dieser Herausforderungen für die mittelständische Wirtschaft besser abschätzen als der steuerliche Berater. Seine Expertise und sein Einblick in die Situation der betreuten Unternehmen sind es, die diese zukunftsfähig machen. Im Juni 2022 wurde darum eine turnusmäßige Befragung unter Berufsträgern ins Leben gerufen, die die oben genannten Herausforderungen reflektiert: der DATEV Seismograf. Hier die Ergebnisse der aktuellen, vierten Befragungswelle.
Der DATEV Seismograf hat zwei unterschiedliche Zielrichtungen und Untersuchungsobjekte: Zum einen erhebt er eine Einschätzung der Lage in der mittelständischen Wirtschaft aus Sicht der Steuerberatung. Zum anderen reflektiert er die Lage für den steuerberatenden Berufsstand selbst. Diese doppelte Zielrichtung – die Lage im Berufs- wie auch im Mittelstand, der Berater wie auch der Beratenen – ist charakteristisch für dieses Befragungsinstrument. Wiederkehrende Fragen ergeben dabei ein Monitoring der Lagebeurteilung über die Zeit. Zusätzliche, jeweils wechselnde Fragen beleuchten die Einstellungen zu aktuell wichtigen Sachverhalten. Grundlage waren 7.500 Steuerberatungskanzleien, die per E-Mail eingeladen wurden, an der Online-Befragung teilzunehmen. Davon haben sich Anfang Juni insgesamt 447 Kanzleien beteiligt.
Die aktuelle Befragung nahm neben der wirtschaftlichen Situation einmal mehr das Thema ‚Generative künstliche Intelligenz in den Kanzleien‘ in den Blick: den gegenwärtigen Informationsstand, das aktuelle Nutzungsverhalten und verwandte Fragen zu den Auswirkungen von KI auf den Berufsstand und die künftige Arbeit in der Steuerberatung.
In der Wahrnehmung der Probleme, mit denen der steuerberatende Berufsstand die mittelständische Wirtschaft konfrontiert sieht, hat sich gegenüber der letzten Befragungswelle in der Reihenfolge der vier drängendsten Positionen keine Veränderung ergeben. Nach wie vor nehmen Steuerberater vor allem Probleme durch Überregulierung und Bürokratie wahr – mehr als drei Viertel der Berater sehen ihre Mandanten davon betroffen. Dicht auf folgen die Belastung durch Fachkräftemangel und steigende Energiekosten. Auch Personalausfälle machen den Unternehmen zu schaffen. Inflation und gestiegene Rohstoffpreise, in der letzten Welle in dieser Reihenfolge als Schmerzpunkte identifiziert, haben dank der inzwischen deutlich gesunkenen Teuerungsrate in der aktuellen Erhebung die Position getauscht.
Wenn auch die Wahrnehmung der Probleme des Mittelstands nach Reihenfolge und Gewicht kaum signifikante Veränderungen zeigt, schauen Steuerberater doch mit mehr Zuversicht für ihre Mandanten in die Zukunft als noch vor einem halben Jahr. Zwar sehen die Kanzleien wie im Oktober 2023 nach wie vor 7 % ihrer Mandanten als insolvenzgefährdet an, gleichzeitig aber prognostizieren 29 % von ihnen dem Mittelstand eine positive Geschäftsentwicklung. Vor Halbjahresfrist haben dies nur 20 % getan: Dies ist eine signifikante Aufhellung der wirtschaftlichen Aussichten der Unternehmensmandate aus der Perspektive des Steuerberaters.
Kaum verändert zeigt sich die Lageeinschätzung für die eigene Steuerberatungskanzlei. Zwar bewerten 9 % der Berufsträger ihre wirtschaftliche Situation negativ gegenüber 7 % im Herbst 2023, gleichzeitig aber sehen genau wie beim letzten Mal 63 % der Kanzleien die eigene Situation positiv. Dem steht aber ein weiterer Befund entgegen: Bereits 73 % der Kanzleien fühlen sich vom Fachkräftemangel teilweise, stark oder sogar sehr stark betroffen. Nur ein gutes Viertel der Kanzleien (27 %) gab an, hier noch keine oder eher geringe Probleme zu haben.
Unsere letzte Befragung hatte ergeben, dass sich der Berufsstand dem Thema Künstliche Intelligenz äußerst behutsam und mit Bedacht nähert, nicht zuletzt deshalb, weil viele rechtliche Fragen in diesem Zusammenhang noch offen sind. Gleichwohl wurde und wird KI in der Steuerberatung durchaus als Hoffnungsträger betrachtet, etwa um künftig mittels Automatisierung die Folgen des Fachkräftemangels abzufedern, Prozesse zu verschlanken oder den Aufwand durch bürokratische Vorgaben zu reduzieren. Wie haben sich die Einstellungen und Erwartungen seit der Erhebung im letzten Herbst verändert? Das Ergebnis: Der Berufsstand nimmt sich dieses Themas verstärkt an. Die Zahl der Berater, die von sich sagen, sich gut mit dem Thema auszukennen, hat sich im letzten halben Jahr von 5 % auf 10 % verdoppelt, und 44 % der Berater geben inzwischen an, auf diesem Felde zumindest grundlegende Kenntnisse zu haben.
9 % der Kanzleien nutzen KI heute schon regelmäßig im beruflichen Kontext (Herbst 2023: 6 %) und bereits 32 % (Herbst 2023 25 %) haben eigene Erfahrungen mit bestimmten Tools gemacht. Interessant ist auch, dass bei den Gründen für die Nichtnutzung von KI-Tools weniger grundsätzliche als vielmehr praktische Hindernisse ins Feld geführt werden: Zeitmangel für eine eingehendere Beschäftigung (72 %), mangelndes Fachwissen (50 %) und Unsicherheiten bei der rechtlichen Einordnung (40 %) führen die Liste der Gründe an. Auf der anderen Seite wird das Potenzial der generativen KI vor allem bei der Effizienzsteigerung bei Rechercheaufgaben (55 %), der Erstellung von Textinhalten für die schriftliche Kommunikation (54 %) und der Vorbereitung von Beratungsgesprächen (36 %) sehr klar gesehen. Entsprechend halten auch 57 % der Befragten den Aufbau von KI-Expertise im Hinblick auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ihrer Kanzlei für wichtig.
Wie kaum anders zu erwarten, ist von allen KI-Werkzeugen ChatGPT das bekannteste. Vier von fünf Berufsträgern kennen es, rund die Hälfte hat es bereits einmal genutzt, beziehungsweise ausprobiert. An zweiter Stelle steht bereits die DATEV-KI-Werkstatt mit einer Bekanntheit von 58% und einer Nutzung von 28%, eine Plattform, auf der Mitglieder, Solution Partner, Kammern und Berufsverbände die Möglichkeiten generativer Künstlicher Intelligenz anhand von Prototypen testen können. All diese Beobachtungen lassen nur ein klares Fazit zu: Die KI wird als ein vielseitiges Instrument Einzug in die Praxis der Steuerberatung halten und in absehbarer Zukunft aus ihr nicht mehr wegzudenken sein.
Der DATEV Seismograf zielt auf zweierlei: Zum einen erhebt er eine Einschätzung der Lage in der mittelständischen Wirtschaft aus steuerberaterlicher Sicht, zum anderen eine solche für den steuerberatenden Berufsstand selbst. Diese doppelte Zielrichtung – die Lage im Berufs- und im Mittelstand – ist charakteristisch für dieses Befragungsinstrument. Wiederkehrende Fragen ergeben dabei ein Monitoring der Lagebeurteilung über die Zeit. Zusätzliche, jeweils wechselnde Fragen beleuchten die Einstellungen zu aktuell wichtigen Sachverhalten. Grundlage waren 7.500 Steuerberatungskanzleien, die per E-Mail eingeladen wurden, an der Online-Befragung teilzunehmen. Davon haben sich insgesamt 406 Kanzleien beteiligt.
Die aktuelle Befragung nahm neben der wirtschaftlichen Situation diesmal das „Zukunftsthema Nummer 1“ in den Fokus: die Einschätzung und Erwartungen hinsichtlich der generativen KI. Wir wollten etwas über die Informationsgewinnung zu diesem Thema im Berufsstand erfahren und wollten wissen, welche Auswirkungen von der neuen Technologie erwartet werden.
Auf Seiten der Mandantschaft nehmen Steuerberater vor allem Probleme durch Überregulierung und Bürokratie wahr. Schon länger ein Schmerzpunkt, sind sie inzwischen an die Position Eins der Probleme in der mittelständischen Wirtschaft gerückt, dicht gefolgt von der Belastung durch Fachkräftemangel und steigende Energiekosten. Auch Personalausfälle, Inflation, Rohstoffpreise und Finanzierungskosten machen den Unternehmen zu schaffen.
Diese Wahrnehmung trübt auch die Einschätzung der Zukunftsaussichten für die Unternehmensmandate weiter ein. Zwar werden, wie bei der letzten Befragung, rund sieben Prozent von diesen als existenzgefährdet eingestuft, eine positive wirtschaftliche Entwicklung der betreuten Unternehmen innerhalb des nächsten halben Jahres erwarten aktuell jedoch nur noch 20 Prozent der Berater. Vor sechs Monaten waren es noch 28 Prozent.
Leicht positiv zeigt sich hingegen die Lageeinschätzung für die eigene Steuerberatungskanzlei. Nur 6% der Berufsträger bewerten deren wirtschaftliche Situation negativ oder sehr negativ, gegenüber 8% im März 2023, während 63% der Kanzleien die eigene Situation positiv bewerten. Arbeitsüberlastung ist nach wie vor ein massives Problem, allerdings auch hier mit positiver Tendenz: 79% erleben sich aktuell als überlastet, bei der letzten Befragung waren es noch 88%.
Künstliche Intelligenz, die in der aktuellen Befragung erstmals thematisiert wurde, ist ein Gegenstand, dem sich der Berufsstand behutsam und mit Bedacht annähert, nicht zuletzt deshalb, weil viele rechtliche Fragen in diesem Zusammenhang noch offen sind. Gleichwohl wird KI in der Steuerberatung häufig als Hoffnungsträger betrachtet, etwa um künftig mittels Automatisierung die Folgen des Fachkräftemangels abzufedern, Prozesse zu verschlanken oder den Aufwand durch bürokratische Vorgaben zu reduzieren. Die Beschäftigung mit generativer KI steht in vielen Kanzleien derzeit noch am Anfang, weshalb die Frage wichtig ist, wie sich Berufsträger auf diesem Felde kundig machen. Generell wird ein breites Spektrum an Informationsquellen genutzt, wobei DATEV als verlässlicher Wissensträger eine erhebliche Rolle spielt.
Dass das Potenzial der Technologie trotz einer aktuell noch abwartenden Haltung gleichwohl bereits gesehen wird, zeigen die Erwartungen. Künftige Effizienzgewinne durch den Einsatz generativer KI sehen Kanzleien für sich in erster Linie bei der Erstellung von Texten für die schriftliche Kommunikation, bei Recherchen und der Vorbereitung und Durchführung von Beratungen.
Die zweite Befragungswelle zeigt, dass Unternehmen zahlreichen Herausforderungen gegenüberstehen: So haben sie verschärft mit einer Überregulierung sowie Bürokratie zu kämpfen. Hinzukommt das deutlich gestiegene Zinsniveau und Finanzierungkosten. Drängendes Dauerthema bleibt der Fachkräftemangel. Dabei sind – gerade im Mittelstand – die steuerlichen Beraterinnen und Berater oft die ersten Ansprechpartner. Ihre Kernkompetenzen sind gefragt, um die wirtschaftliche Lage zu beurteilen, Liquidität abzusichern, Kredit- und Förderanträge zu stellen. 7.500 Steuerberatungskanzleien wurden per E-Mail eingeladen, sich zwischen dem 27. Februar und 6. März 2023 an der zweiten Befragungswelle zu beteiligen. 477 Kanzleien haben den Fragebogen ausgefüllt.
Unternehmen in Deutschland sind weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. So sehen die Kanzleien neben dem akuten Fachkräftemangel vor allem eine Überregulierung und die Bürokratie als große Unsicherheitsfaktoren für ihre Mandantinnen und Mandanten. Neben den nach wie vor hohen Energiekosten haben die Betriebe zudem mit Personalausfällen und dem deutlich gestiegenen Zinsniveau zu kämpfen.
Zahlreiche sich überlagernde Krisen belasten derzeit den Mittelstand: unter anderem der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, die noch nicht überwundene Corona-Pandeie, Rohstoff- und Energiepreise, die allgemeine Inflation. Angesichts dieser schwierigen Lage werden durchschnittlich sechs Prozent Unternehmensmandate der Kanzleien als insolvenzgefährdet eingestuft.
7.500 Steuerberatungskanzleien wurden per E-Mail eingeladen, sich zwischen dem 2. und 10. Juni 2022 an der ersten Befragungswelle zu beteiligen. 555 Kanzleien haben den Fragebogen ausgefüllt.
Auch Unternehmen, die nicht akut von einer Insolvenz bedroht sind, sind mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. So sehen die Kanzleien bei 80 Prozent ihrer Unternehmenskunden einen akuten Fachkräftemangel, 70 Prozent sind von steigenden Energiekosten betroffen und 68 Prozent leiden unter den Rohstoffpreisen.
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